Stress adé! Drei Schritte zur inneren Balance

Drei Schritte zur inneren und äußeren Balance: Stille, Reduktion und Freude

Wir haben nicht gelernt, uns innerlich zu sortieren und gut für uns zu sorgen. Schule, Ausbildung und Beruf dressieren uns darauf, in Kategorien von Leistung zu denken und zu funktionieren. Statt im inneren Kontakt zu sein und wahrzunehmen, welche Stimmen und Gefühle sich zeigen wollen, suchen wir nach Ablenkungen von außerhalb. Wir verdrängen alles, was sich unangenehm anfühlt und oft ein Weckruf unserer Psyche ist – wir schauen im wahrsten Sinne fern anstatt nach innen. Viele bekämpfen ihre Anspannung mit Aktivitäten wie exzessivem Sport, ruhelosem Arbeiten, dem Glas Wein am Abend oder auch der Einnahme von Aufputschmitteln. Wir wissen oftmals nicht, wie wir unsere inneren Zustände klären und herausfinden, was für uns sinnhaft ist. Das zeigt sich auch in der massiven Zunahme psychischer Erkrankungen wie Depression oder Burnout. Eine zentrale Frage ist deshalb: „Wie können wir uns innerlich sortieren, um dann im Außen klarer zu sein?

 

1. Schritt: In die Stille gehen

Der erste Schritt besteht darin, jeden Tag eine Zeit der Stille als Termin mit sich selbst einzuplanen. Wir sind „schnell mal“ auf Facebook oder anderen digitalen Plattformen – nehmen Sie sich stattdessen Zeit für sich selbst. Es geht darum, mit sich in Kontakt zu kommen – hier liegt Ihre Kraftquelle.

Zu Beginn können Sie eine kleine Reise durch Ihren Körper machen: Wie fühlen sich die Füße an? Warm oder kalt? Sind die Schultern angespannt oder entspannt? Gibt es Druck auf der Brust oder ist der Brustraum eher weit? Ist da ein Gefühl, wie zum Beispiel Angst, Traurigkeit oder Ohnmacht, das sich bemerkbar macht? Kommen bestimmte Gedanken wiederkehrend?
Es reichen fünf bis zehn Minuten, um wahrzunehmen, wie es Ihnen geht und was sich in Ihnen zeigt. Der Weg in die Stille tut gut und bringt innere Zentrierung.

 

2. Schritt: Was kann ich weglassen?

Im zweiten Schritt empfehle ich heilsame Reduktion. Was könnten Sie in Ihrem Leben einfach weglassen? Gerümpel im Keller oder Altlasten im Büroschrank? Unsinnige Gewohnheiten? Langes Fernsehen? Sogenannte „Verpflichtungen“, die vielleicht gar keine sind? Ziel ist es, freie Räume zu schaffen.

 

Routinen ans Licht befördern

 

Wer genauer hinsieht, stößt auf eine Reihe von überflüssigen Dingen, Aufgaben und Gewohnheiten. Im beruflichen Kontext kommen dabei diverse Routinen ans Licht. Es lohnt sich zu hinterfragen, wie ich meine wertvolle Lebenszeit verbringe. Im Alltag der meisten Menschen haben sich sinnlose Verhaltensweisen eingenistet. Bei jedem Ping des Smartphones checken sie Facebook, Twitter oder WhatsApp. Alle halbe Stunde sehen sie in den Posteingang, ob neue E-Mails eingegangen sind. Die Zeit vor dem Computer ist häufig ein großer Zeiträuber: News, Blogs, Wetter…

Wertvolle Zeit besser investieren

Beim Reduzieren und Entrümpeln bringen wenige Minuten schon sehr viel Entlastung. Es kommt vor allem darauf an, sich bewusst zu machen, womit wir gerade unsere wertvolle Zeit verbringen. Und sich zu überlegen, wofür wir diese Zeit lieber investieren möchten. Weniger ist mehr: Weniger Zeit mit unwichtigen Dingen verbringen, um mehr sinnvolle Sachen machen zu können.

3. Schritt: Sinn, Freude und Genuss finden

Diese freien Räume können – in einem dritten Schritt – mit neuen Inhalten gefüllt werden, die für Sie persönlich Sinn stiften oder einfach Freude und Genuss bringen. Hilfreich ist, eine kleine Liste mit Punkten zu erstellen, die einem wirklich, wirklich wichtig sind. Nehmen Sie sich einen Abend Zeit, um nachzuspüren: „Was sind meine Werte? Was macht mir Freude und bringt Genuss?“ Echte Freude bringt eine gute Schwingung, die uns wiederum Kraft zuführt.

Die Genussformel anwenden

Ärger wiegt schwerer als Freude, bei der sogenannten Genussformel beträgt das Verhältnis 3:1. Auf einmal Ärgern sollte dreimal Freuen folgen, um die negativen Folgen auszugleichen. Daher lohnt es sich, die Freuden zu entdecken und zu sammeln. Im beruflichen wie privaten Alltag gibt es begeisternde Situationen und Momente, an denen man sich erfreuen kann – viel zu oft werden sie leider übersehen. Probieren Sie aus, wie schnell das Verhältnis 3:1 erreicht werden kann – legen Sie sich Ihre „Liste der Freuden“ an.

Ist das Leben hart oder voller Chancen?

Beim Ausprobieren der drei Schritte empfehle ich, auch die eigene Grundhaltung und die Einstellung zu hinterfragen. Wenn ich denke, das Leben ist hart, dann lösen diese Gedanken Enge aus – ein klares Anzeichen, dass dies kein lebensbejahender Gedanke ist. Deshalb bringt es viel, solche Denkmuster zu ersetzen: Statt ‚das Leben ist hart‘ wähle ich ‚das Leben bietet mir viele Chancen‘. Wir Menschen sind Schöpfer und Gestalter. Unsere Gedanken und unsere Haltung zeigen sich in den Ereignissen unseres Lebens. Wählen Sie daher bewusst und sorgen Sie gut für sich – Sie sind damit auch eine Bereicherung für Ihr Umfeld.

Text: Christine Pehl und Gina Nauen

Bild: Regine Laas

Erstveröffentlichung in: CAREERS LOUNGE