Reisetipp: Leben wie Robinson Crusoe

von Sara Zeitlmann

Ich möchte Ihnen in diesem Artikel von dem entspanntesten und zugleich aufregendstem Urlaub erzählen, den ich im letzten Jahr seit Zeiten der Digitalisierung gemacht habe. Ich habe mich mit meiner Familie bewusst abgeschottet von Menschen, Lärm und modernen Alltagslasten. Wir wollten niemanden neben uns auf der Sonnenliege, kein Anstehen am Hotelbuffet oder kostenloses W-Lan. Wir wollten richtig richtigen Urlaub machen und uns nur uns selbst widmen. Diese Art von Urlaub ist auch in Zeiten der Kontaktreduzierung das Beste, was man machen kann und soll eine kleine Inspiration sein für die Urlaubsplanung 2020.

Bild: kroati.de

Kurze Vorgeschichte ist: Mein Smartphone meldet sich alle paar Minuten. Ihres auch? „Ping“ oder „Ringring“ oder „Dingdong“ – je nachdem welchen Klingelton Sie welcher Benachrichtigung zugeteilt haben. Und dann signalisiert es uns einen Anruf, eine E-Mail oder eine Textnachricht. Vielleicht auch eine Erinnerung an den nächsten Termin, eine Einkaufsaufforderung oder der Wunsch nach einem Systemupdate surrt im Ohr. Und ich finde, genau davon braucht man mal Urlaub. Auch dem Smartphone sei es vergönnt.

Bei meiner alljährlichen Recherche nach dem geeigneten Urlaubsziel bin ich auf die so genannten Robinsonhäuser gestoßen. Meist in Kroatien gelegen, sind diese Häuser vor allem eins: Einsam, einfach und weit entfernt von Tourismushochburgen oder modernem Lifestyle. Und daher auch der Name Robinsonhaus – denn hier darf man leben wie ein gestrandeter Robinson Crusoe. Teilweise liegen die Häuschen sogar auf einsamen Inseln, welche man nur per Boot erreicht.

Bilder: kroati.de

Wir haben uns für die Variante entschieden, die man mit dem Auto erreichen kann. Aber hier war schon der erste Abenteuerfunke. Der Weg zum Haus war ein einziger Schlaglochtrümmerhaufen mit Felsbrocken. Sehr schnell wurde klar, dass wir diesen Weg nur noch einmal befahren würden – nämlich am Ende des Urlaubs wieder nach Hause. Aber und das ist das schöne Aber: Wir wurden dafür belohnt. Und zwar auf zwei Arten. Zum einen waren wir wirklich alleine in der schönen Bucht mit dem süßen Haus, weil auch sonst keiner auf die Seite der Insel kam. Und zum anderen waren wir einfach mal gezwungen keine Ausflüge zu machen, keine Trips zu planen oder eine Eisdiele aufzusuchen. Und das war im Nachhinein betrachtet das Schönste am Urlaub.

Bild: kroati.de

Und das Haus hatte alles was es braucht: Zwei Schlafzimmer, eine Küche mit Gasherd, einen Kühlschrank, ein Bad mit Toilette (übrigens mit Meerwasser), eine Außendusche, genügend Wasser im Tank und Photovoltaikanlage für den Strom. Natürlich soll man wasser- und stromsparend haushalten. Aber das war wirklich kein Problem. Die Betten waren bequem und das haus sehr sauber. Unsere Mitbewohner waren Grashüpfer, Frösche, ein paar Spinnen und Salamander. Natur eben.

Wir haben das einfache Leben genossen und uns mal wieder runter reduziert auf das Eigentliche. Wer sagt denn, dass man im Urlaub ständig Eis haben muss? Dass man die sozialen Netzwerke im Urlaub braucht oder landestypischen Krimskrams shoppen muss? Unsere 10 Tage in der Einsamkeit waren geprägt von: Die Natur beobachten, keine Essenszeiten im Kopf haben müssen, die Ruhe genießen und das Smartphone nur als Fotoapparat zu nutzen, weil es kaum Empfang bekam.

Wir haben uns zweimal vom Besitzer abholen lassen, um Lebensmittel einzukaufen und das hat völlig gereicht Zivilisation zu besuchen. Interessant war außerdem zu spüren, wie ausreichend das Wenige sein kann. Wir hatten nur wenige Gewürze dabei, wir haben das Duschwasser in der Sonne erhitzt und wir hatten keinen Fernseher, keinen Radio und keinen Spielplatz. Und wir haben nichts vermisst!

Nach dem Urlaub ist bekanntlich vor dem Urlaub. Deshalb schon heute mein Tipp für nächsten Sommer: Trauen Sie sich und leben Sie wie Robinson Crusoe auf Zeit. Nichts kann mehr Entspannen als das Nichts.

Text: Sara Zeitlmann (www.sarazeit.de)