Tellerkraut (Claytonia perfoliata, Syn. Montia perfoliata), Postelein, Postelein-Salat, Winterportulak, Winterpostelein, Kubaspinat, Goldschürfersalat, Indianersalat
Als fast vergessenes Gemüse erlebt der Postelein-Salat eine kleine Renaissance und ist hie und da wieder auf den Märkten zu finden. Der auch sogenannte Winter-Portulak ist eigentlich ein klassisches Wintergemüse und keimt lediglich bei Temperaturen unter 12°C.
Die Aussaat kann bereits ab Anfang September bis Oktober erfolgen. In milden Wintern kann man das Kraut im Freiland, oder in Treibhäusern vor den stärksten Frösten geschützt, bereits nach acht Wochen, also etwa ab Anfang Dezember, das ganze Jahr durchgehend ernten.
Verwilderter Winter-Portulak kommt in heimischen Gefilden meist an der klimatisch eher milderen Nordseeküste auf ansonsten eher freien Sandflächen wie Äckern und Unkrautfluren vor.
Die Blätter und Stiele sind fest, knackig, dick und saftig. Wegen seiner angenehmen festen Konsistenz ist das Kraut als Salat sehr beliebt. Postelein mundet hervorragend allein mit Zitrone und etwas Sauerrahm oder Creme fraîche. Aber auch wie Spinat zubereitet ergibt er ein sehr schmackhaftes und wertvolles Gemüse mit leicht nussig-säuerlichem Geschmack. Die dekorativen Blüten sind ebenfalls essbar. Der kulinarischen Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Gesund und wertvoll
Gerade in der kalten Jahreszeit ist die ausreichende Versorgung mit Vitalstoffen besonders wichtig.
Der knackige Salat enthält nicht nur viel Vitamin C, sondern auch die Mineralien Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen. Besonders auffällig ist der hohe Gehalt an Omega-3 Fettsäuren. Diese lebensnotwendigen Fettsäuren (essentielle Fettsäuren) kann der menschliche Körper nicht selbst herstellen und sie sind nur in verhältnismäßig wenigen Nahrungsmitteln wie Fisch, Nüssen und manchen Pflanzenölen zu finden. Winter-Portulak enthält davon etwa fünfmal soviel wie Spinat. Die ausreichende Versorgung mit diesen wertvollen Fetten spielt vielerorts im menschlichen Körper eine bedeutende Rolle.
Genau genommen…
Die allgemeine auch im botanischen Zusammenhang gebräuchliche Bezeichnung Tellerkraut ist eigentlich etwas zu allgemein gewählt, denn die Gattung Tellerkraut (Claytonia) umfasst mehrere Arten. Genau genommen handelt es sich um das “Gewöhnliche Tellerkraut”. Der Name beschreibt die als “Teller” verwachsenen Hochblätter unterhalb des Blütenstandes, also nicht die Eigenschaft als Nahrungsmittel, wie man denken könnte.
Der Name Winterportulak ist eigentlich fälschlich und geht auf die nahe Verwandtschaft zum echten Portulak (Portulaca oleracea) zurück. Es handelt sich hier also nicht wirklich um Portulak, sondern eben um ein Tellerkraut (Claytonia). Beide gehören nach neueren Erkenntnissen zur Familie, der Quellkrautgewächse (Fam. Montiaceae) und wurden früher den Portulakgewächsen (Fam. Portulacaceae) zugeordnet.
Bewegte Vergangenheit
Die zahlreichen Namen der Salat- und Gemüsepflanze lassen bereits eine bewegte Vergangenheit der Pflanze vermuten. Bereits die Ureinwohner Nordamerikas schätzten die wertvollen Eigenschaften des “Indianersalats”. Angeblich dienten Breiumschläge davon zur Behandlung rheumatischer Beschwerden und der Saft bei Augenschmerzen und Appetitlosigkeit. Während des kalifornischen Goldrauschs von 1848 bis 1854 wäre der “Goldgräbersalat” oder englisch “miners lettuce” zur Ernährung der plötzlich auftretenden Goldgräber-Siedlermassen nicht wegzudenken gewesen und hat wohl große Hungersnot verhindert. Später brachten nordamerikanische Siedler das Kräutlein nach Kuba, wodurch es als Kubaspinat von sich reden machte, bevor es erst ab 1749 über den Umweg Australien letztendlich die Gärten Westeuropas eroberte.
Augen auf!
Den “echten” Portulak (Portulaca oleracea) oder auch Sommerportulak findet man recht häufig wild als Pionierpflanze in Gärten, auf Äckern, an Wegen und in Pflasterritzen auch in der Stadt. Es handelt sich ebenfalls um eine im Wesentlichen vergessene alte Gemüse- und Heilpflanze. Der Artname “oleracea” deutet bereits auf seine Verwendung wie Kohl (Brassica oleracea) hin.